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Josef. Teil 2.

Josef bei Potifar

1. Mose 39, 1-20

Josef war sehr müde von der langen Reise mit der Karawane und auch sehr niedergeschlagen. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass er nach Ägypten gebracht wurde, um dort als Sklave verkauft zu werden. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete und er hatte große Angst. Jetzt waren sie schon lange unterwegs und würden bald am Ziel ankommen. Am Horizont tauchte eine Stadt auf, erst noch winzig klein, dann wurde sie langsam größer. Josef wurde immer nervöser, wie würde es ihm ergehen? An wen würde er verkauft werden?

Auf dem Sklavenmarkt ging es sehr laut zu. Viele Menschen waren unterwegs, es war heiß, die vorbeigehenden Menschen wirbelten viel Staub und Sand auf und Josef hatte riesigen Durst. Er stand auf einem Podest, damit man ihn gut sehen konnte. Hin und wieder blieb jemand stehen, sah ihn kurz an und setzte dann seinen Weg fort. Das ging eine lange Zeit so, Josef dachte schon, dass er es nicht viel länger aushalten könnte, als wieder jemand stehen blieb. Der Mann betrachtete Josef ziemlich genau und wandte sich dann an den Händler. Josef verstand nicht, was die zwei besprachen. Es dauerte eine ganze Weile, dann holte der Händler Josef vom Podest und übergab ihn dem Mann. Der Mann führte ihn durch viele Gassen und Straßen zu einer vornehmen Villa, dort drehte sich der Mann zu Josef um und erklärte ihm: „Hier wohnt mein Herr Potifar, jetzt ist er auch dein Herr!“ - „Du sprichst meine Sprache?“ fragte Josef verwundert. „Ja, ein wenig. Ich kann viele Sprachen ein wenig, das ist nützlich und du wirst Ägyptisch lernen müssen! Aber zuerst schauen wir, dass du etwas zu trinken bekommst. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.“

So kam Josef in Potifars Haus. Potifar war ein Minister des Pharaos und Oberbefehlshaber der königlichen Leibgarde. Josef musste viel lernen und sich in seiner neuen Rolle einfinden, was gar nicht so leicht war. Oft lag er nachts wach und flüsterte: „Gott, bist du noch da?“ Genau wie damals in der Zisterne.

Und Gott war bei ihm, ER hatte Josef nicht vergessen. Es war zwar mühsam, aber Josef lernte: seine neuen Aufgaben zu erfüllen, sich in seiner neuen Rolle einzufügen und Ägyptisch.

Gott ließ ihm alles gelingen, was er zu tun hatte. Das fiel auch Potifar auf, egal, was Josef auch unternahm, Gott schenkte ihm Erfolg. Das gefiel Potifar und er machte Josef zu seinem persönlichen Diener. Und schon bald übertrug er Josef die Aufsicht über sein Haus und die Verwaltung seines gesamten Besitzes. Das war eine große Verantwortung und Josef erledigte alles zu Potifars Zufriedenheit. Und Gott segnete Potifar um Josefs willen: Jede Arbeit im Haus gelang, die Ernte fiel gut aus und Potifars Tiere wurden auch immer mehr.

Und deshalb gab Potifar Josef die Vollmacht über seinen ganzen Besitz. Er selbst kümmerte sich um gar nichts mehr, außer um sein Essen. Josef fühlte sich tief geehrt und er erledigte die vielen Aufgaben alle gewissenhaft und hatte seine Freude daran, dass es so gut lief.

Nun war Josef auch ein sehr schöner junger Mann, das merkte auch Potifars Frau und sie dachte sich: „Den schnappe ich mir!“

Als sie Josef bei seinen Aufgaben im Haus antraf sagte sie: „Komm zu mir Josef!“ Josef erschrak. Was sie da von ihm verlangte, gefiel weder Gott noch seinem Herrn Potifar und er antwortete ihr: „Mein Herr Potifar hat mir sein ganzes Hauswesen anvertraut. So, dass er jetzt nicht mehr Macht hat als ich! Nichts hat er mir vorenthalten außer dir, weil du seine Frau bist. Ich will nichts tun, was ihn oder meinen Gott enttäuscht!“ So schnell er konnte, ging Josef weg.

Aber Potifars Frau ließ nicht locker, jeden Tag bedrängte sie ihn und jeden Tag floh Josef vor ihr. Eines Tages war Josef allein im Haus, alle anderen Sklaven und Angestellten waren unterwegs. „Diese Gelegenheit lass ich mir nicht entgehen,“ dachte Potifars Frau. Sie packte Josef am Gewand und sagte: „Komm doch zu mir Josef.“ Josef wusste sich in seiner Not nicht anders zu helfen, er riss sich los und ließ sein Gewand in ihrer Hand zurück und rannte aus dem Haus.

„Na warte, das wirst du noch bereuen,“ schrie Potifars Frau.

Als Potifar an diesem Abend heimkam fand er seine Frau weinend vor. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Dieser hebräische Sklave, den du mir ins Haus geschleppt hast,“ fing sie an. „Meinst du Josef?“ - „Ja, so heißt er wohl. Er wollte mich überfallen!“ Potifar schüttelte den Kopf. „Josef? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ - „Doch, es ist wahr. Siehst du, ich habe sein Gewand, das hat er hier gelassen als er geflohen ist, weil ich geschrien habe!“ Da wurde Potifar zornig auf Josef. „So dankt er mir also mein Vertrauen. Ich werde ihn ins Gefängnis werfen lassen!“

Und so kam Josef ins Gefängnis. Völlig unschuldig. Gerade noch war er hoch angesehen und dann hatte er alles verloren.

Und wieder einmal flüsterte er: „Gott, bist du noch da?“