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Eine wechselvolle Geschichte.

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa hat anlässlich des 500jährigen Reformationsjubiläums der Stadt Steyr den Titel „Reformationsstadt Europas“ für 2017 verliehen.

Vorreformation: Die Waldenser

Der Beginn der Geschichte der Evangelischen in Steyr war die vorreformatorische Bewegung der Waldenser. Ein reicher Kaufmann aus Lyon namens Waldes war der Begründer dieser christlichen Gemeinschaft. Er ließ biblische Texte in die französische Sprache übersetzen und wollte nach seiner Bekehrung so einfach wie Jesus leben. Er predigte die Armut und sandte seine Anhänger und Schüler in die Dörfer, um dort das unbekannte Evangelium zu predigen. Als die Waldenser in Frankreich blutig verfolgt wurden, mußten sie fliehen. So kamen sie auch nach Österreich und hatten im Großraum von Steyr großen Zulauf. 150 Jahre vor Luther verkündeten sie, daß in der Hl. Schrift alles enthalten sei, was der Mensch an Glaubenswisen braucht. Weiters lehrten sie, daß der Mensch nicht durch gute Werke oder Verdienst der Heiligen sich den Himmel verdienen, sondern nur durch die Erlösung Jesu Christi vor Gott gerecht werden könne und daß man dieses göttliche Geschenk im festen Glauben und Vertrauen annehmen müsse. Trotz einer großen Inquisition im Jahre 1311 blieb Steyr das ganze 14. Jahrhundert ein Mittelpunkt des österreichischen Waldensertums. Das Bummerlhaus war im Volksmund auch als Waldenserschule bekannt und darf als das älteste Denkmal evangelischen Geistes in Steyr bezeichnet werden. Hier trafen sich Waldenser zu ihren geheimen Gottesdiensten und lernten, da die meisten nicht lesen konnten, wichtige Bibelstellen auswendig. 1397 veranlasste Bischof Georg I. von Passau neuerlich eine Inquisition. Über 1000 Waldenser aus Steyr und der Umgebung mußten sich vor dem Inquisitionstribunal, das im Benediktinerkloster Garsten einquartiert war, verantworten. Viele von ihnen wurden entweder zu lebenslänglichem Gefängnis oder zu hohen Geldstrafen verurteilt. Verdächtigte oder Begnadigte, die sich bekehrt hatten, mußten zeitlebens ein Büßerkreuz, aufs Gewand genäht, tragen. Ungefähr 100 wurden zum Feuertod verurteilt. Diese große Exekution gegen die Waldenser fand 1397 im Pyrach, oberhalb des Kraxentales, statt. 1997 wurde - im Gedenken an diese grausame Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen -  am Prof.-Jörg-Reitter-Platz vor dem Schloß Lamberg ein Denkmal errichtet.

Die Anfänge der Reformation

Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen. Schnell verbreiteten sich seine Thesen im ganzen deutschsprachigen Raum. Die von Gott geschenkte Gnade, die wir uns nicht verdienen müssen, wurde bald auf vielen Kanzeln gepredigt und befreite die im Gottesdienst versammelte Gemeinde von Verpflichtungen, die nicht in der Heiligen Schrift begründet sind, sondern nur von der damaligen Kirche verlangt wurden. Die Einnahmen für die Kirche gingen drastisch zurück, weil keine Ablasszettel mehr gekauft und keine Stiftungen und Spenden an die Kirche gegeben wurden. Dafür wurde in vielen Städten der „gemeine Kasten“ eingeführt, eine Sammlung für die Armen der Gesellschaft. 

In Steyr wurden evangelische Überzeugungen durch die Predigten von Pater Calixtus ab 1525 in der Stadtpfarrkirche verbreitet. In Absprache mit dem Rat der Stadt führte er den „gemeinen Kasten“ ein. Pater Calixtus wurde beim Bischof in Passau angezeigt. Er sollte sich dem bischöflichen Gericht stellen. Doch er zog es vor zu fliehen. Pfarrer Forster, der Calixtus unterstützte, wurde ins Kloster Garsten zurückbeordert, wo er im darauffolgenden Jahr starb. 

Die Adeligen hatten größere Freiheiten als die Bürger. Sie stellten schon bald evangelische Prediger in ihren Schlössern an. Dies geschah schon ab 1530 in Losensteinleiten und in Stadlkirchen. 

Im Jahr 1544 starb der letzte Pfarrer, der sich als katholischer Pfarrer verstand. Das Kloster Garsten war für die Besetzung der Pfarrstelle an der Stadtpfarrkirche in Steyr zuständig. Abt Wolfgang Graufuß setzte den nun geplanten Reformen nichts mehr entgegen.

Die Reformation in Steyr

Ab 1545 wirkte Pfarrer Wolfgang Waldner im evangelischen Sinn. 1548 heiratete er seine Wirtschafterin. Er wurde in Passau angezeigt. Er floh und kam nach Augsburg. 

Inzwischen hat sich die Situation im Koster Garsten stark verändert: 14 von 18 Mönchen waren verheiratet, 19 Kinder wohnten im Kloster. Abt Anton Prundorfer (ab 1559) war verheiratet. Dem „Äußeren Konvent“ gehörten die Anhänger der Augsburger Konfession (also evangelisch) an; dem „Inneren Konvent“ die Anhänger der r. k. Religion.

Ab 1556 hat Pfarrer Lorenz Twenger - in Abstimmung mit dem Rat der Stadt - zahlreiche Reformen eingeführt, die den evangelischen Glauben in der Bevölkerung von Steyr tief verwurzelt haben: Gottesdienst in deutscher Sprache; Predigt über Texte aus der Bibel mit einer lebensnahen und glaubensstärkenden Verkündigung; Abendmahl mit Brot und Wein; Abschaffung des Fronleichnamsfestes, keine Beichtpflicht; kein Ablass; Ablehnung der Auffassung, dass der Mensch sich durch gute Werke die Gnade Gottes verdienen könne, keine Spenden an Rom und die Institution der Kirche, sondern für die Armen; keine Gebete zu Maria und zu den „Heiligen“, Bibel in deutscher Sprache; Bedeutung der Bibel und des Gebets im persönlichen Leben und im Leben der Familie; „Katechismus“ als kurz zusammengefasste Glaubenslehre; Aufhebung des Zölibats; Ablehnung des Papsttums und der Hierarchie in der Kirche, statt 7 nur 2 Sakramente; Ablehnung der Klerikalisierung, des besonderen Standes der Priester. Im Sinne des „Priestertums aller Gläubigen“ sind alle durch die Taufe berufen, füreinander zu beten und gemeinsam die Heilige Schrift zu lesen und zu verstehen. Basilius Kammerhofer schrieb im Jahr 1567 eine Evangelische Kirchenordnung, die sich heute im städtischen Archiv befindet und im Jahr 2017 in der Ausstellung im städtischen Museum zu sehen ist. 

Im Jahr 1559 gründete die Stadt die Evangelische Lateinschule im Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters, die bald einen großen Zulauf hatte. In der Schulkirche (heute Marienkirche) wurde der Evangelische Gottesdienst eingeführt, ebenso auch in der Spitalkirche (heute Vorstadtpfarrhof). Es gab gute Beziehungen nach Wittenberg, wo Martin Luther lebte, lehrte, predigte und theologische Vorlesungen an der Universität hielt. Aus Wittenberg kamen namhafte Persönlichkeiten als Rektoren (Georg Mauritius, nach ihm ist heute eine Straße in der Schlüsselhofsiedlung benannt) und Lehrer an die Lateinschule sowie Prediger für die verschiedenen Kirchen in der Stadt (Basilius Kammerhofer) und in den Adelssitzen Losensteinleiten und Stadlkirchen. Als Organist an der Schulkirche und als Komponist wirkte Paul Peuerl, dessen Kompositionen noch heute gespielt und gesungen werden. Es wurden auch „Teutsche“ Schulen gegründet und geführt, in denen die Fähigkeiten zum Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt wurden; es wurden Lieder gelernt und es wurde Religion unterrichtet.

1564 übernahm Adam Hoffmann nach dem Tod seines Vaters die Geschäfte des Burggrafen. Er war ein großer Förderer des Protestantismus. 

In diesen Jahren, in denen die Reformation in Steyr eingeführt wurde, nämlich in der Zeit von 1543 – 1565 erlebte Steyr einen großen wirtschaftlichen Aufschwung: 260 Häuser, vor allem in Steyrdorf, wurden errichtet. Die Zahl der Einwohner stieg um ein Drittel. Steyr war mit knapp 9.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs. 

Der Ruf und Einfluss der Evangelischen Lateinschule reichte weit über die Grenzen der Stadt und des Landes hinaus. Eindrucksvolle Theateraufführungen brachten die biblischen Geschichten der Bevölkerung nahe. In der Stadt gab es eine bedeutende Meistersingschule; in der Blütezeit traten 34 Meistersinger auf, deren Lieder und Texte weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wurde

1584 errichtete die Stadt einen neuen Friedhof mit dem Predigerturm, der die Inschrift mit der Hoffnung auf die Auferstehung „aus Gnaden“ trägt. 

In der ganzen Zeit der Reformation hatte die Stadt immer wieder mit den Gefahren zu kämpfen, denen die Bevölkerung des ausgehenden Mittelalters ausgeliefert war: Pest, Feuer, Hochwasser und Belagerung durch türkische Heere. Alle Bewährungsproben wurden bestanden.

Beginn der Gegenreformation

Doch dann setzte die Gegenreformation ein: 1599 müssen die evangelischen Prediger und Lehrer die Stadt und das Land verlassen. Sie brachen bei grimmiger Kälte mit ihren Gattinnen und Kindern und unter großer Trauer der Bevölkerung auf. Pfarrer Lämpel begab sich nach Wittenberg, Balthasar Richter wurde Superintendent in Eisfeld in Franken und Rektor Mauritius kehrte nach 28jähriger Tätigkeit in seine Heimatstadt Nürnberg zurück. 

Am 21. Februar 1599 wurde im Beisein des Landeshauptmannes vom Weihbischof von Passau die Stadtpfarrkirche neu geweiht; es fanden nun wieder katholische Gottesdienste statt, ein katholischer Pfarrer wurde eingeführt. An den katholischen Gottesdiensten nahmen nur wenige aus der Bevölkerung teil. 

In den Jahren 1599 – 1608 machten sich jeden Sonntag 400 – 500 Steyrer Bürger auf den Weg und feierten den evangelischen Gottesdienst in Losensteinleiten und in Stadlkirchen. 

Im Jahr 1608 wurde Matthias Kaiser. Er musste weitestgehende Zugeständnisse an die evangelischen Stände machen: Die evangelischen Pfarrer, Prediger und Lehrer durften zurückkehren. In allen landesfürstlichen Städten, also auch in Steyr, wurde der evangelische Gottesdienst wieder eingeführt (außer in der Stadtpfarrkirche). Die Evangelische Lateinschule wurde wieder eröffnet. Für das evangelische Leben in Steyr folgte eine Blütezeit. Im Jahr 1616 gab es nur noch 18 katholische Bürger in Steyr. Steyr war eine evangelische Stadt. 

Die Gegenreformation

Leider war die Freiheit evangelischen Lebens nur von kurzer Dauer. Im Jahr 1619 trat Kaiser Ferdinand II. die Regierung an mit dem Motto: „Lieber über eine Wüste herrschen, lieber mit Weib und Kind betteln gehen, als nur 1 Ketzer im Lande dulden“. Er verpfändete das Land ob der Enns an Bayern. Der Statthalter Adam Graf von Herberstorff setzte die Gegenreformation mit aller Härte durch. 

Im Jahr 1624 mussten die evangelischen Pfarrer und Prediger und die Lehrer innerhalb 1 Woche die Stadt verlassen. Die Evangelische Lateinschule wurde geschlossen. Die Dominikaner übernahmen das Gebäude und die Schulkirche. „Reformationskommissionen“ wirkten nun in den folgenden Jahren in der Stadt: Jeder Bürger musste sich einem Glaubensverhör unterziehen. Bibeln und evangelische Bücher wurden beschlagnahmt – insgesamt 20 Wagen voll – sie wurden verbrannt. 

Im Zusammenhang mit dem oberösterreichischen Bauernkrieg im Jahr 1626 kam es auch zu einer Unterstützung des durchziehenden Bauernheeres von Seiten der Stadt Steyr. Nach der Niederlage der Bauern wurde der Rat der Stadt Steyr zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Leiber wurden gevierteilt und an den Zugängen zur Stadt zur Schau gestellt. Das Haupt des Stadtrichters Wolf Madlseder (nach ihm ist eine Straße in der Gründbergsiedlung benannt) und das Haupt des Stadtschreibers Lazarus Holzmüller wurden auf je einer Säule vor dem Haus von Madlseder am Stadtplatz angebracht. Beide Schädel durften erst bestattet werden, nachdem die Witwen katholisch geworden waren. Nun gilt ausnahmslos für alle: Wer nicht katholisch werden will, muss auswandern. In dieser Zeit verließen mehr als 2500 Bürger die Stadt. Es folgte ein wirtschaftlicher Absturz. 228 Häuser standen leer. 

Mehrere Orden siedelten sich an: Die Jesuiten, die Kapuziner, die Dominikaner (kehren nach Steyr zurück) und die Coelestinerinnen. Diese Orden hatten gemeinsam mit den bereits bestehenden Benediktinerklöstern in Garsten und in Gleink den Auftrag, der Bevölkerung, die seit 4 Generationen evangelisch geprägt war, den katholischen Glauben und die katholischen Riten beizubringen. Der Kaiser befahl dem Rat der Stadt, am Zusammenfluss von Enns und Steyr 11 Häuser zu erwerben, diese niederzureißen und das Grundstück den Jesuiten zur Verfügung zu stellen, damit sie die Kirche der Gegenreformation (der Erzengel Michael besiegt den Drachen der Reformation) und ein Gymnasium errichten können. Über dem Eingangsportal stehen die Worte „Hic Deum adora“ (Hier bete Gott an, und nicht in der Spitalkirche, heute Vorstadtpfarrhof, wo die Protestanten gebetet haben). Alle Evangelischen, die ihrem Glauben treu geblieben sind, sind ausgewandert, Steyr war nun – nach 100 Jahren - wieder eine katholische Stadt. Lange Zeit gab es keine Protestanten in Steyr.

1781 erließ Kaiser Josef II. das Toleranzpatent, in dem er den Evangelischen des Augsburger Bekenntnisses und den Evangelischen des Helvetischen Bekenntnisses die freie Religionsausübung gestattete. 

Neugründung 1877

Auf Grund des Toleranzedikts Kaiser Josefs II. 1781 war es wieder möglich geworden, in Österreich evangelische Pfarrgemeinden zu gründen und evangelische Gottesdienste zu feiern. Durch die gründliche Gegenreformation gab es aber nur wenige Evangelische in Steyr. Erst als durch die aufblühende Waffenindustrie Arbeiter auch aus evangelischen Gebieten in Österreich und Deutschland nach Steyr zuwanderten, konnte eine Pfarrgemeinde gegründet werden. Am 23. Oktober 1875 erfolgte die behördliche Genehmigung zur Konstituierung einer Evangelischen Pfarrgemeinde A. B. in Steyr. Am 18. November 1877, nach 233 Jahren, hielt in Steyr ein eigener Pfarrer, Karl Freyler, in einer selbständig gewordenen Gemeinde seinen ersten Gottesdienst. Pfarrer Freyler ist nach nur 4-jähriger Tätigkeit in Steyr einem Ruf nach Rumburg in Deutschland gefolgt. Es kam zu einer 8-jährigen Pfarrervakanz. Dennoch entwickelte sich die Pfarrgemeinde stetig weiter und hat unter einem der Nachfolgepfarrer außerordentlich Großes gewagt: Das "Seidlfeld" beim Bahnhof im Flächenausmaß von 2.771m² wurde zum Preis von 4.228 Gulden gekauft. Die Stadt Steyr verpflichtete die Pfarrgemeinde, innerhalb von 10 Jahren Kirche und Pfarrhaus zu errichten. Die Evang. Pfarrgemeinde A. B. Steyr zählte damals 270 Gemeindeglieder. Nach den Plänen des Wiener Architekten Ludwig Schöne wurden 1898 die Kirche und 1899 das Pfarrhaus gebaut. Die mit ihrem weithin sichtbaren Turm neu gebaute evangelische Kirche beim Bahnhof erinnerte die Stadtbevölkerung daran, daß die vor 270 Jahren durch die Gegenreformation zerstörte evangelische Gemeinde wieder zu neuem Leben erstanden war. Das alte Bet- und Pfarrhaus in der Gleinkergase wurde an den Waffenfabriks-Arbeiter-Konsumverein um 14.000 Gulden verkauft. Mit diesem Geld konnte der Pfarrhausbau finanziert werden. Bei aller Freude über die Fertigstellung von Kirche und Pfarrhaus bedrückte die Schuldenlast von über 10.000 Gulden die Pfarrgemeinde hart. In den folgenden Jahren konnten von den opferwilligen, treuen Gemeindegliedern wohl die Zinsen abgedeckt, die Schulden aber nicht verringert werden. Erst durch eine Gabe aus Holland und auf Grund der Inflation waren die Schulden 1923 auf einmal bezahlt.

Großer Zulauf in wirtschaftlich schwierigen Zeiten

Im Zusammenhang mit der Los-von-Rom-Bewegung sind in den 20er Jahren 1000 Bürger in die evangelische Kirche eingetreten. Der damalige Pfarrer Fleischmann hat auch die Bürger bestattet, deren Leichnam im 1927 errichteten Krematorium verbrannt, aber von der katholischen Kirche nicht bestattet wurde. Pfarrer Fleischmann hat auch umfangreiche und höchst effektive soziale Maßnahmen in der bitterarmen Zeit ergriffen: Er kaufte mit Hilfe von Spenden aus Holland, Deutschland und der Schweiz ein großes Grundstück am Damberg, das er in viele kleine und kleinste Parzellen aufteilen ließ, wo die „Ausgesteuerten“, d. h. die Arbeitslosen, die keine Unterstützung mehr bekommen haben, Kartoffeln und Gemüse anbauen konnten. Diese Stätte, „Erdsegen“ genannt, war ein beliebter Treffpunkt für die Evangelischen. In den Jahren 1934 – 1936 sind aufgrund des Bürgerkriegs viele aus der katholischen Kirche ausgetreten; 1200 Bürger sind in die Evangelische Kirche eingetreten. Im 2. Weltkrieg sind auch Evangelische als Soldaten gefallen; ihre Namen befinden sich auf einer Gedenktafel an der Südseite der Evangelischen Kirche. Nach dem Krieg wurde der „Erdsegen“ verkauft. 

Gemeindeentwicklung nach 1945

Nach dem Tod von Pfarrer Fleischmann im Jahr 1946 wirkte Pfarrer Müller, der durch sein seelsorgerliches Bemühen die Einheimischen und die Flüchtlinge, die Jungen und die Alten zu einer Einheit formte. Ihm folgte im Jahr 1967 Pfarrer Manfred Dopplinger. Er wirkte bis 1993 in Steyr und hat neben einer großen Zahl von Religionsunterrichtsstunden an beiden Gymnasien und der umfangreichen Gemeindearbeit stets darauf geachtet, dass die Kirche und die Orgel sowie das Pfarrhaus die jeweils notwendigen Renovierungsmaßnahmen erfahren haben. Seit 1993 ist Friedrich Rößler Pfarrer in Steyr, der gemeinsam mit den beiden Pfarrerinnen im Ehrenamt, Frau Mag. Helga Fiala und Frau Mag. Insa Rößler, sowie mit dem Jugendreferenten und vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gemeindeleben gestaltet. Da das Pfarrhaus für das rege Gemeindeleben zu klein geworden ist, wurde 2001 das neue Gemeindehaus gebaut, das nun genug Platz für die Jugend, für die Gruppen und Kreise, für den Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst sowie für sämtliche Veranstaltungen bietet. Heute hat die Evangelische Pfarrgemeinde A. B. Steyr 2000 Gemeindemitglieder, die meisten in Steyr und einige in den Dörfern und Orten im Ennstal bis nach Weyer. Vom Pfarrer wird nicht nur die übliche Gemeindearbeit erwartet; es ist ihm auch die Seelsorge im Krankenhaus und im Gefängnis in Garsten aufgetragen. Bei vielen Gelegenheiten gibt es eine vertrauensvolle und bewährte ökumenische Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche.

2011 wurde in Münichholz eine evangelische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht unter dem Namen „ImPuls Schule“ gegründet. 2014 erfolgte die Gründung eines Reformpädagogischen Oberstufenrealgymnasiums der Evangelischen Kirche („ROSE“) in Steyr. In beiden Schulen findet die Ausbildung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes gemäß reformpädagogischen Grundsätzen statt.

Für das Jahr 2017 hat Steyr den Titel „Reformationsstadt Europas“ erhalten. In diesem Zusammenhang werden zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt, die der Evangelischen Gemeinde eine große Beachtung und Anerkennung in der Öffentlichkeit ermöglichen. 

Beitrag überarbeitet am 3.Jänner 2017 von Pfarrer Rößler

Einen interessanten und vergnüglichen Einblick liefert auch unsere Festschrift "100 Jahre(1898-1998) Evangelische Kirche Steyr-Stadt": Steyr.dahoam.net".

In der Stadtpfarrkirche ist steht eines der berühmtesten Taufbecken Österreichs. Es ist evangelisch. Zum Nachlesen:

Alle Pfarrer unserer Gemeinde seit 1889

Pfarrer August Kotschy  1889-1890 Pfarrer Robert Johne  1891-1895 Pfarrer Erich Stoekl  1895-1901 Pfarrer Friedrich Selle  1902-1905 Pfarrer Otto Waitkat  1906-1913 Pfarrer Hugo Fleischmann  1913-1946 Pfarrer Wilhelm Müller  1947-1967 Pfarrer Manfred Dopplinger  1966-1993 Pfarrer Friedrich Rößler  1993-2018