Seite wird geladen

Zachäus

Zachäus

nach Lukas 19, 1-10

Zachäus kam von der Arbeit nach Hause und sah, dass seine Frau niedergeschlagen auf ihrer Matte saß. „Was ist denn passiert?“ wollte er von ihr wissen. „Ach,“ meinte sie, „Unsere Nachbarinnen. Wenn ich sie auf der Straße treffe hören sie auf zu reden und wenn ich vorbeigegangen bin, dann fangen sie an zu tuscheln. Ich weiß, dass sie dann über mich reden, über uns reden!“ Zachäus hob die Schultern: „Ja, das ist deshalb, weil ich Zöllner bin und Steuern kassiere. Wir sind halt nicht so beliebt, aber das war doch schon immer so!“ Seine Frau sah ihn an: „Ja, das weiß ich. Aber dass du mehr Geld verlangst, als du eigentlich müsstest, das wissen auch alle. Und deswegen haben wir keine Freunde!“

Seine Frau sah so traurig aus, dass Zachäus den Arm um sie legte und meinte: „Schau, dafür haben wir ein großes, schönes Haus und Kleider aus teurem Stoff. Wir sind reich. Brauchen wir da unbedingt Freunde?“

In dieser Nacht lag Zachäus noch lange wach. Er hatte dieses Gespräch schon oft mit seiner Frau geführt und er wusste, dass sie recht hatte. Und er wusste auch, dass es gar nicht in Ordnung war, mehr Steuern zu verlangen, als er musste. Aber es war schon schön, so reich zu sein.

Ja, es stimmte, die Leute in Jericho gingen ihm aus dem Weg. Keiner wollte etwas mit ihm zu tun haben. Er hatte viel Geld, aber er war sehr einsam und ganz sicher sprach niemand mit ihm. Trotzdem hatte er in Erfahrung bringen können, dass Jesus morgen nach Jericho kommen sollte. Jesus, ein Wanderprediger und einer, der Wunder tun konnte und Menschen heilen! Er war so berühmt, dass jeder von ihm sprach. Zachäus wollte ihn unbedingt sehen. Er konnte es sich selbst nicht richtig erklären, aber Zachäus war sehr, sehr neugierig auf diesen Jesus.

Am nächsten Morgen schien die Sonne hell und warm auf die Straßen von Jericho. Kinder tobten auf ihr herum, Hunde bellten und die Menschen gingen ihrer Arbeit nach.

Zachäus war auch schon unterwegs. Er wollte Jesus auf keinen Fall verpassen. Aber aus welcher Richtung würde er kommen? Und wann?

Es schien Zachäus endlos lange zu dauern, aber dann konnte er hinten auf der Straße Lärm hören. Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt um Jesus zu sehen. Zachäus kam dazu, weil er aber recht klein war, konnte er nicht über die Menschen  sehen.

„Entschuldigung bitte, dürfte ich ein bisschen weiter nach vorne? Ich bin so klein, ich kann nichts sehen!“ Der Mann vor ihm drehte sich um, sah, dass es Zachäus war, der ihn angesprochen hatte, rümpfte die Nase und drehte ihm wieder den Rücken zu.

Zachäus probierte es an einer anderen Stelle noch einmal und tippte einer Frau auf die Schultern. „Entschuldigung...“ - „Hey, lass mich bloß in Ruhe!“ herrschte ihn die Frau an.

Egal, wo Zachäus es auch probierte, keiner ließ ihn durch und er konnte Jesus nicht sehen.

Da lief er der Menge voraus und sah sich nach etwas um, auf das er steigen oder klettern konnte, damit er Jesus wenigstens einmal sehen konnte, wenn auch nur von weiter weg. Er fand einen Maulbeerfeigenbaum, dachte nicht lange darüber nach und kletterte wie ein kleiner Junge hinauf. Von dort oben hatte er einen herrlichen Blick auf die Straße. Er sah die Menge langsam näher kommen und in ihrer Mitte ging Jesus. Zachäus konnte ihn sehen! Oh, wie er sich freute!

Jetzt war Jesus genau unter ihm, gleich würde er wohl an ihm vorbeigehen, ohne Zachäus zu bemerken. Aber, was war das? Jesus blieb stehen, sah nach oben und blickte ihm ins Gesicht. Er sagte: „Komm schnell herunter, Zachäus! Heute werde ich dein Gast sein.“ Vor Schreck fiel Zachäus fast vom Baum. Vorsichtig kletterte er nach unten und dann stand er direkt vor Jesus. Dieser blickte ihn freundlich an und sagte: „Na, dann komm! Lass uns gehen!“

Die Leute um ihn her murrten: „Wieso besucht Jesus diesen Mann? Jeder weiß doch, was das für ein schlechter Mensch ist.“ Zachäus hörte das aber gar nicht, er freute sich so darüber, dass Jesus ihn besuchen wollte. Schnell führte er ihn in sein Haus, rief seiner Frau zu, dass sie wichtigen Besuch hatten und Essen und Trinken brauchten. Er führte Jesus zum besten Platz im Haus und war einfach nur glücklich. Er freute sich so sehr, dass er plötzlich wieder von seinem Sitz aufsprang, sich vor Jesus stellte und sagte: „Ich war kein sehr ehrlicher Mann, ich bin nur so reich, weil ich zu viel Geld genommen habe. Aber jetzt ist Schluss damit! Die Hälfte von dem, was ich besitze möchte ich armen Menschen geben. Und den Leuten, von denen ich zuviel Geld genommen habe, gebe ich es vierfach zurück!“

Jesus antwortete ihm: „Heute bist du und deine Familie gerettet worden. Weil du deinen Fehler erkannt hast und es wiedergutmachen willst. Denn dazu bin ich gekommen, damit ich die finde, die vom Weg abgekommen sind und sie rette!“

Zachäus freute sich und er spürte: wenn Jesus dein Gast ist, dann kann sich dein Leben ändern.