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Vom Hausbauen

(Matthäus 7,24-27)
Petrus gähnte lange und blickte in die untergehende Sonne. Den ganzen Tag war er schon
unterwegs und jetzt freute er sich schon darauf bei seinen Freunden ein gutes
Abendessen zu bekommen. Lange war er nicht mehr bei ihnen gewesen, wie es wohl
seinen zwei kleinen Freundinnen ging?
Auf ein Wiedersehen mit ihnen freute er sich fast noch mehr, als auf das gute
Abendessen, das er bei ihren Eltern bekommen würde.
Bei der Vorstellung auf dieses Wiedersehen mit der Familie seines Freundes
beschleunigte er seine Schritte. So kam er sogar etwas schneller bei dem ihm wohl
vertrauten Haus an. Von den Erwachsenen war niemand zu sehen. Wahrscheinlich waren
sie noch unterwegs. Doch, was war das? Er konnte schon von Weitem zwei aufgeregte
Kinderstimmen miteinander diskutieren hören. Er ging um das Haus herum und sah
Miriam und Lea, die in der Dämmerung heftig miteinander stritten. Sie waren so vertieft in
ihr Gespräch, dass sie Petrus gar nicht bemerkten. Er stellte sich neben sie und hörte zu.
„Ich habe dir doch gesagt, dass sie so nicht halten wird. Du kannst nicht einfach ein paar
Stöcke zusammenbinden und glauben, dass das hält“, sagte Miriam kopfschüttelnd. „Aber
sie zuerst fest in die Erde zu stecken ist so viel Arbeit und hätte so lang gedauert,“
jammerte Lea unter Tränen.
Petrus räusperte sich: „Guten Abend ihr Zwei.“ Die Mädchen drehten sich überrascht um
und starrten ihn kurz an. Dann riefen sie gleichzeitig: „Petrus!“ und fielen ihm um den Hals.
„Das ist ja eine freundliche Begrüßung! Lasst euch mal anschauen. Ihr seid ja beide richtig
gewachsen, seit ich euch das letzte mal gesehen habe.“ Petrus blickte von einer zur
anderen. „Ich wollte euch nicht belauschen, aber kann ich euch vielleicht helfen?“ Lea sah
beschämt zu Boden. „Ja, weißt du“, begann sie, „Ich wollte eine kleine Hütte für die
Stoffpuppe bauen, die mir eine Nachbarin geschenkt hat. Aus Stöcken.“ Miriam fiel ihr ins
Wort: „Und ich habe ihr gesagt, dass sie die Stöcke richtig tief und fest in die Erde stecken
soll. Und danach soll sie sie gut miteinander verweben.“ - „Ich möchte das selbst
erzählen,“ weinte Lea. Petrus nickte beruhigend, „Ja, erzähl du, Lea“ Stockend meinte
diese: „Es, es war so viel Arbeit und es hätte so lange gedauert. Ich, ich hab sie auf die
Erde gestellt und ein bisschen zusammengebunden. Es sah auch gut aus, aber, aber als
ich die Puppe hineinsetzten wollte ist alles zusammengefallen.“ Lea weinte dicke Tränen.
Petrus überlegte kurz. „Jesus hat auch einmal eine Geschichte über das Hütten, also
eigentlich das Hausbauen erzählt. Wollt ihr sie hören?“ Beide Mädchen nickten. „Gut,
setzen wir uns an die Hausmauer, die ist noch warm von der Sonne.“
Als sie bequem saßen begann er:
„An diesem Tag hielt Jesus eine lange Predigt. Er hat viele wichtige Sachen erzählt und
zum Schluss meinte er: „Wenn ihr mir gut zuhört und dann nach dem handelt, was ich
euch erzähle, dann seid ihr so wie ein Mann, der ein Haus bauen wollte. Zuerst überlegte
er, wo der beste Platz für sein Haus wäre. Als er ihn gefunden hatte, räumte er den
ganzen Schutt und alle losen Steine weg und begann dann ein Fundament zu graben.
Puh, das war anstrengend. Er grub richtig tief in den Boden hinein und brauchte ziemlich
lange dafür, der Boden war felsig, aber er wollte ja, dass das Haus fest stand.
Erst dann baute er die Wände und ganz zum Schluss das Dach. Es dauerte viele, viele
Tage, aber schließlich stand er vor dem fertigen Haus und freute sich. „Das war die viele
Arbeit wert!“, dachte sich der Mann. „Es ist richtig hübsch und stabil geworden.“ Kurz
nachdem er eingezogen war, fing es an zu regnen. Es stürmte und es schüttete in
Strömen, die Flüsse traten über die Ufer und es gab Überschwemmungen. In seinem
Haus war es trocken und warm. Er stand am Fenster und sah dem Regen zu. Dieser
Mann hat klug gehandelt.
Wenn ihr mir aber zuhört und nicht tut, was ihr von mir hört, dann seid ihr wie dieser Mann:
Auch er wollte ein Haus bauen. Aber der Ort war ihm nicht so wichtig. Er hatte auch keine
Lust dazu alle losen Steine und das ganze Geröll wegzuräumen. Er fing einfach an in der
losen Erde, auf Sand sein Haus zu bauen. Er war ein bisschen schneller fertig als der
erste Mann. Er stand vor dem Haus und dachte sich: „Das passt doch gut. Ich ziehe gleich
ein.“ Kaum war er eingezogen fing es an zu regnen. Es stürmte und schüttete in Strömen,
die Flüsse traten über die Ufer. Der Mann stand am Fenster und freute sich, dass er im
Trockenen war. Doch, was war das? Auf einmal fing es an überall zu knacken und zu
krachen. Die Wände bewegten sich. Zuerst merkte er es kaum. Dann tropfte es von der
Decke, das Knacken wurde immer lauter, Wasser kam durch Spalten in der Mauer. Er sah
sich ängstlich um. Am Boden sammelte sich Wasser, schon stand er knöcheltief darin. Das
ganze Haus schien in Bewegung zu sein. „Hilfe, die Wände kommen auch mich zu!“, rief
er. In Panik rannte er aus dem Haus. Kaum war er draußen, da stürzte das Haus unter
lautem Getöse zusammen. Da stand er nun im Regen und sah traurig auf die Trümmer
seines Hauses.“ Jesus sah seine Zuhörer an und sagte: „Dieser Mann war nicht
besonders klug.““
Die Sonne war inzwischen ganz untergegangen und die ersten Sterne funkelten am
dunklen Himmel. Lea meinte leise: „Ich war auch nicht so klug. Ich hätte auf Miriam hören
sollen und die Stöcke fest in die Erde stecken- und die Erde am besten noch festklopfen
sollen! So wie der kluge Mann ein gutes Fundament gegraben hat auf gutem Boden. Jetzt
muss ich morgen nochmal von vorne beginnen und vorher alles Kaputte wegräumen.“
„Aber, da ging es nicht nur ums Haus bauen, oder Petrus?“, fragte Miriam. Petrus schaute
sie an und fragte: „Was meinst du denn, worum es ging?“ - „Hm, wer auf Jesus hört, wer
ihm vertraut und tut, was Jesus sagt, der ist wie der kluge Mann.“ - „Ja“, antwortete Petrus.
„Wenn wir auf Jesus hören, ihm vertrauen, dann ist das unser gutes Fundament in
unserem Leben. Auf Jesus können wir bauen. Was auch sonst noch passiert in unserem
Leben: Er wird da sein, auf ihn können wir uns verlassen. Aber, ihm vertrauen heißt eben
auch, so zu leben, wie er es von uns möchte.“ - „Wird uns dann nie mehr etwas
Schlimmes passieren?“ fragte Lea. „Das wäre schön, gell Lea. Aber auch wir können
schlimme Zeiten erleben. Nur Jesus wird immer da sein. Er will uns helfen. Er will das
unser Leben gelingt. Und wenn wir ihm vertrauen, dann kann unsere Lebenshaus nicht
einstürzen, was auch sonst passieren mag.“ Miriam sah nachdenklich zum Sternenhimmel
empor. „Was ist mit dem anderen Mann. Der steht im Regen vor den Trümmern seinen
Hauses?“ Petrus schwieg eine Weile. Dann meinte er: „Ich weiß es nicht genau, aber ich
denke mir, so wie Lea morgen ihre Hütte für ihre Puppe noch einmal bauen wird, kann
auch er noch einmal von vorne anfangen. Es wird vielleicht mehr Arbeit werden, aber er
kann auch nochmal anfangen und es besser machen.“
Still saßen sie im Sternenschein und dachten nach. Dann konnten sie hören, dass die
Eltern der Mädchen nach Hause kamen. Petrus sagte: „Ich glaube, ich sollte eure Eltern
begrüßen gehen.“
Sie standen auf und Miriam meinte: „Du, Petrus, ich möchte auf Jesus hören.“ Lea nickte
zustimmend. „Ich auch“, meinte Petrus. „Ich auch.“