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Arbeit auf dem Feld

Rut 2

Damals gab es in Israel ein Gesetz: die Armen durften das Getreide aufsammeln, das
hinter den Erntearbeitern auf dem Feld liegen geblieben war. Noomi hatte Rut davon
erzählt.
Rut stand am nächsten Morgen auf, zog sich an und blickte aus dem Fenster. Die Sonne
ging gerade auf und die Luft roch frisch. Das würde ein herrlicher Tag werden. Genau
richtig, um mit der Arbeit zu beginnen.
Rut wandte sich an Noomi und sagte: „Noomi, ich werde heute schauen, ob ich ein Feld
finde auf dem man mich das hinter den Arbeitern liegen gebliebene Getreide aufsammeln
lässt!“ - „Das ist eine gute Idee, geh nur! Aber pass auf dich auf, meine liebe Tochter!“
Noomi drückte sie fest und ließ sie gehen.
Wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte Rut schon ein bisschen Bauchweh? Würden die
Leute zu ihr freundlich sein? Oder würden sie sie wegjagen? Rut, die Moabiterin, die
Ausländerin?
Bald fand sie ein Gerstenfeld, auf dem schon viele Arbeiter beschäftigt waren. Zaghaft
blickte sie sich um und entdeckte jemanden, der aussah, als hätte er Verantwortung und
fragte: „Darf ich hinter euch hergehen und das liegen gebliebene Getreide sammeln?“ Der
junge Mann sah sie kurz an und nickte. So fing sie an, die liegen gebliebenen Ähren
aufzusammeln. Die Arbeiter schauten sie neugierig an, manche blickten auch sehr
unfreundlich auf sie, aber niemand sprach sie an oder wollte sie wegjagen und so wurde
sie mutiger und sammelte selbstbewusst das Getreide und summte dabei vor sich hin.
Nach ein paar Stunden kam Boas, der Besitzer des Feldes aus Bethlehem und grüßte
seine Arbeiter: „Der HERR sei bei euch!“- „Der HERR segne dich!“ antworteten sie. Boas
ließ seinen Blick über das Feld schweifen und entdeckte dabei Rut. Er rief den jungen
Mann, der die Arbeiter beaufsichtigte zu sich und fragte: „Wer ist dieses Mädchen? Zu
wem gehört sie?“- „Das ist die junge Moabiterin, die mit Noomi gekommen ist. Sie hat
mich gefragt, ob sie hinter uns die liegen gebliebenen Ähren aufsammeln darf und ich
habe es ihr erlaubt. Seit dem Morgen arbeitet sie ohne Pause.“
Rut kniete auf dem Boden und war so mit Sammeln beschäftigt, dass sie Boas erst
bemerkte, als er direkt vor ihr stand. Sie erschrak leicht und zuckte kurz zusammen. Boas
lächelte sie an, „Ich wollte dich nicht erschrecken! Hör mir zu, geh nicht auf andere Felder
um Getreide zu sammeln, bleib hier und schließe dich hier den Frauen an. Achte darauf,
wo sie gerade ernten und folge ihnen. Ich werde jedem verbieten dich zu belästigen. Und
schau, dort stehen Gefäße mit Brunnenwasser, wenn du Durst hast, dann trinke daraus!“
Rut fragte ihn: „Warum bist du so freundlich zu mir? Zu mir, der Ausländerin?“ Boas half ihr
vom Boden auf und blickte ihr freundlich in die Augen. „Ich habe gehört, was über dich
erzählt wird. Du hast nach dem Tod deines Mannes deine Eltern verlassen, um bei Noomi
zu bleiben und ihr zu helfen. Du hast deine Heimat hinter dir gelassen, um mit Noomi zu
einem Volk zu ziehen, das du nicht kanntest. Der HERR, der Gott Israels, unter dessen
Flügeln du Schutz gesucht hast, soll dich dafür reich belohnen!“ - „Danke, es macht mir
Mut, dass du so freundlich zu mir bist, obwohl ich nicht mal zu deinen Mägden gehöre!“ -
„Das freut mich! Darf ich deinen Namen wissen?“, fragte Boas. „Ich bin Rut!“ - „Freut mich
Rut! Ich bin Boas. Also bleibe hier, hier wird dir niemand etwas tun!“
Rut war so leicht ums Herz als sie weiter arbeitete. Wie gut Gott es doch mit ihr meinte!
Gleich am ersten Tag bot er ihr Schutz durch den Besitzer des Feldes.
Als es Essenszeit war, rief Boas ihr zu: „Rut, komm und iss mit uns von unserem Brot!“ Er
führte sie zu einem Platz mitten unter seine Erntearbeiter und gab ihr geröstete Körner zuessen. Sie aß bis sie satt war und hob den Rest auf. Dann arbeitete sie weiter.
Boas sah ihr dabei zu und befahl dann seinen Männern: „Lasst sie auch zwischen den
Garben nach Getreide suchen. Hindert sie nicht daran! Ja, wisst ihr was? Zieht hin und
wieder ein paar Ähren aus den Garben heraus und lasst sie absichtlich fallen, damit sie sie
aufsammeln kann. Und“, er blickte ernst in die Runde. „Bedroht sie nicht, macht ihr keine
Angst und tut ihr nichts! Haben wir uns verstanden?“ Alle nickten.
Rut sammelte mit leichtem Herzen den ganzen Tag Gerste und als sie das Getreide am
Abend drosch waren es ungefähr vierzig Liter. Froh hob sie es auf und trug es in die Stadt
und brachte es Noomi. „Ich bin wieder da!“, rief sie fröhlich und zeigte Noomi, was sie
mitgebracht hatte. Außerdem legte sie der erstaunten Noomi den Rest der gerösteten
Körner in den Schoß. „Sieh mal, ich habe sogar etwas zu Essen für dich!“ - „Rut, wo hast
du nur so viel Korn gesammelt?, fragte diese voller Staunen. „Wer war so freundlich zu
dir? Der HERR soll ihn segnen!“ Rut setzte sich zu ihr und erzählte Noomi von ihrem Tag.
Sie begann: „Der Mann, dem das Feld gehört heißt Boas....“
Noomi hörte ihr gespannt zu und ihr Lächeln wurde immer größer. „Rut“, rief sie voller
Freude. „Gott hat uns nicht vergessen. Er soll Boas segnen für seine Güte und
Freundlichkeit. Und Gott selbst sei gepriesen! Weißt du, wer Boas ist? Ein Verwandter
meines Mannes Elimelech! Er ist ein Löser!“ Rut fragte: „Was ist ein Löser?“ - „Das ist
jemand, der uns helfen wird! Hat er dir noch etwas gesagt?“ - „Ja, ich soll nur auf seinen
Feldern sammeln bis die Ernte vorbei ist.“ - „Das ist gut! Das ist sehr gut!“ Noomi hüpfte
beinahe vor Freude. „Tu das Rut! Bleib bei seinen Mägden auf seinen Feldern, dort bist du
sicher!“ Rut sah Noomi forschend an. Irgendwie sah sie aus, als würde sie über etwas
nachdenken, einen Plan aushecken und sich furchtbar darüber freuen. Aber Rut wollte
nicht nachfragen- Noch nicht.
So blieb Rut während der ganzen Ernte bei den Frauen auf Boas Felder und sammelte
Getreide und brachte es nach Hause zu Noomi. So lange bis die Gersten- und dann die
Weizenernte vorbei war.