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Neunter Blogeintrag. Durchlüften.

Morgen jährt sich das Pariser Klimaschutzabkommen zum fünften Mal. Aber um ehrlich zu sein, bis jetzt hat es zumindest hierzulande nicht viel gebracht.

 

Das Glaubensbekenntnis hiesiger Verantwortungsträger (bewusst ungegendert) scheint noch immer zu lauten: Geht’s der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut! Dabei war die Prämisse des Neoliberalismus, nachdem das Business des Business das Business ist, schon immer absoluter Topfen. Das Business des Business ist nämlich ein gutes Leben. Immerhin heißt ja auch Ökonomie! Also die Regeln / die Normen unseres gemeinsamen Hauses!

 

Es ist absolut nicht einzusehen, dass unsere führenden Interessenvertreter aus Wirtschaft und Industrie das 55-Prozent-Ziel der EU - das heißt bis 2030 die europaweiten Emissionen im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent senken - ablehnen.

Das klingt vielleicht gehässig, aber in meinen Augen benehmen sie sich wie kleine Jungs in der Sandkiste, die Angst davor haben, dass ihnen jemand die Spielsachen wegnimmt. Weil natürlich sind sie sehr dafür, dass es viel mehr „emissionsfreie“ Fahrzeuge auf der Straße gibt - was eh Blödsinn ist, weil so etwas gibt es nicht -, weil sich damit viel Geld verdienen lässt, gerade für ein Land wie Österreich, mit seiner starken Industrie im Bereich der Autozulieferung. Aber nur ja nicht Umweltauflagen oder so erhöhen! Das kostet ja Geld und verkleinert die - staatlich subventionierten - Gewinne! Lieber jedes Jahr rekordverdächtig viel Emissionen freisetzen, das erhält immerhin Arbeitsplätze!

 

Es ist wirklich zum Fremdschämen, wieviel Verlogenheit, Feigheit und Ignoranz an den Hebeln unserer immerhin demokratischen Macht vorherrscht. Wieviel da im Argen liegt wurde jüngst im größten Wirtschaftsprozess der zweiten Republik, bzw. im aktuellen, noch laufenden parlamentarischen Untersuchungsausschuss deutlich.

 

Es tut mir sehr leid, ich will niemandem zu nahe treten, nur meinem Ärger und meinem Ohnmachtsgefühl Luft verschaffen. Ich habe, bestärkt auch durch eigene Erlebnisse, großes Vertrauen in unseren Rechtsstaat und bin mir auch sicher, dass die überwiegende Mehrheit unserer Politiker*innen ehrlich bemüht ist, das richtige zu tun und gute Volksvertreter*innen zu sein. Außerdem redet man sich bekanntlich immer leicht, wenn man nicht selber in solcher Verantwortungsposition ist.

 

Trotzdem sind wir alle für das gute Leben verantwortlich. Politiker*innen und Wirtschaftsvertreter*innen genauso wie Arbeiter*innen und Landwirt*innen. Jede*r in seinem unmittelbaren Einflussbereich. Das gute Leben ist unser aller Business.

Dabei geht es nicht um kurzfristige Lösungen, wir müssen auf lange Sicht denken, an unsere Kinder und Enkelkinder und Urenkelkinder usw. Wie erhalten wir ihnen ein gutes Leben und brauchen nicht jetzt schon alles auf, sodass später nichts mehr übrig bleibt? Nicht die kurzfristige, momentane Profitmaximierung ist wichtig, sondern wie ich Werte auf lange Sicht erhalten kann.

 

Das bringt mich auf die Menschenrechte, deren Tag gestern gewesen ist. Sie sind, so hat das Dr. Simone Sinn heute, wenn ich mich recht entsinne, gesagt, unser gemeinsamer Dreh- und Angelpunkt. Wenn wir diese 30 Artikel wirklich ernst nehmen, dann brauchen wir keine Klimaschutzabkommen, denn dann muss der Wandel unserer Gesellschaften auf allen Ebenen noch viel größer werden.

Zum Schluss noch ein Zitat aus der Päambel der Bundesverfassung der Schweizer Eidgenossenschaft: "die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen."