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Josef. Teil 3.

Josef deutet Träume

nach 1. Mose 39,21 - 41

Josef hatte anfangs große Angst im Gefängnis, außerdem war er sehr traurig darüber, dass er wieder alles verloren hatte, wie damals, als seine Brüder ihn verkauft hatten. Aber Gott ließ ihn nicht im Stich. Josef war treu und zuverlässig und hatte Gott auf seiner Seite. Bald schon gewann er das Vertrauen des Gefängnisverwalters. Der Verwalter übertrug Josef die Aufsicht über die anderen Gefangenen und über alles was im Gefängnis so geschah. Und wieder ließ Gott Josef alles gelingen, was er tat. Der Verwalter brauchte sich um nichts mehr zu kümmern.

Eines Tages kamen der Mundschenk und der oberste Bäcker des Pharaos ins Gefängnis. Sie hatten wohl etwas getan, was den Pharao sehr geärgert hatte. Josef bekam den Auftrag sich um sie zu kümmern.

Als er eines Morgens zu ihnen kam, sah er, dass sie recht bekümmert aussahen. „Na, was ist denn mit euch los? Wieso schaut ihr denn so traurig?“ wollte er von ihnen wissen. „Ach, weißt du, wir hatten ganz seltsame Träume und niemand kann sie uns deuten,“ meinten sie niedergeschlagen. „Ich hatte früher auch seltsame Träume. Aber deuten kann sie nur Gott. Doch erzählt sie mir, mit Gottes Hilfe kann ich euch vielleicht helfen.“

„Gut, dann fang ich an,“ meinte der Mundschenk. „Ich sah einen Weinstock in meinem Traum, der hatte drei Ranken, die zu knospen und zu blühen begannen. Bald schon hingen an ihnen viele, reife Trauben. In meiner Hand hatte ich den Weinbecher des Pharao, ich nahm die Trauben, presste ihren Saft in den Becher und gab ihn dem Pharao.“ Josef nickte langsam: „Die drei Ranken bedeuten drei Tage, noch drei Tage und dann holt dich der Pharao hier heraus und setzt dich wieder als obersten Mundschenk ein.“ Josef machte eine Pause. „Wenn du wieder beim Pharao bist, kannst du dann an mich denken und ihm von mir erzählen? Ich wurde aus meiner Heimat, dem Land der Hebräer, entführt und nun sitze ich zu Unrecht im Gefängnis.“ - „Ja, das tu ich, Josef, ganz bestimmt.“

„So, das klingt ja gut, dann deute mir jetzt doch auch meinen Traum,“ bat der Bäcker und er begann zu erzählen: „In meinem Traum trug ich drei Körbe auf dem Kopf. Im obersten davon waren allerlei Backwaren für den Pharao. Da kamen plötzlich Vögel und fraßen den Korb leer. - Was hast du Josef, du schaust so besorgt?“ Josef starrte auf die graue Gefängnismauer. „Ich wünschte, ich müsste dir das nicht sagen. Aber auch deine drei Körbe bedeuten drei Tage. Noch drei Tage, dann wird der Pharao dich holen und dich hinrichten lassen. Es tut mir leid, ich würde dir gern etwas anderes sagen.“

Und genau so geschah es auch. Nach drei Tagen setzte der Pharao den Mundschenk wieder in sein Amt ein und ließ den Bäcker hinrichten.

Der Mundschenk aber vergaß auf Josef und so blieb Josef noch zwei Jahre im Gefängnis. Zwei lange Jahre!

Und dann hatte der Pharao einen Traum.

Der Pharao schlief sehr unruhig und er träumte: Er stand am Ufer des Flusses Nil und sah sieben gesunde, dicke Kühe aus dem Wasser steigen. Sie begannen sofort das grüne Gras am Ufer zu fressen. Der Pharao sah ihnen dabei zu. Da stiegen plötzlich sieben hässliche, magere Kühe aus dem Nil, liefen zu den dicken und fraßen sie auf. Dabei blieben sie aber so dünn wie vorher.

Der Pharao erschrak und wachte mitten in der Nacht auf. Er brauchte ein bisschen bis er wieder einschlief und dann träumte er noch einmal: Auf einem einzigen Halm wuchsen sieben Ähren. Sieben schöne und prall gefüllte Ähren. Dann wuchsen plötzlich ein zweites Mal sieben Ähren, die waren verkümmert, dürr und vom Ostwind vertrocknet. Die verkümmerten Ähren verschluckten die sieben schönen Ähren.

Der Pharao erwachte und merkte, dass auch das ein Traum gewesen war. Er wollte unbedingt herausfinden was diese Träume zu bedeuten hatten.

Am nächsten Morgen ließ er alle Wahrsager und Gelehrten Ägyptens holen und erzählte ihnen von den Träumen. Aber keiner konnte sie ihm deuten. Da fiel dem Mundschenk, der dabei stand, Josef wieder ein. „Herr Pharao, mir ist etwas wieder eingefallen, was ich vergessen hatte. Als Sie mich und den Bäcker damals ins Gefängnis werfen ließen, da hatten wir dort auch Träume. Ein junger Hebräer, der früher ein Sklave des Oberbefehlshabers der königlichen Leibgarde war, konnte uns die Träume deuten. Alles traf genauso ein, wie er es gedeutet hatte. Vielleicht kann er Ihnen helfen?“

Da ließ der Pharao Josef aus dem Gefängnis holen. Josef wusste gar nicht, wie ihm geschah, nach Jahren im Gefängnis war es ungewohnt den Himmel zu sehen, soviel Platz zu haben und diese Farben überall! Er bekam neues Gewand und wurde zum Pharao gebracht. Dieser meinte: „Man sagte mir, dass du Träume deuten kannst, also hör gut zu.“ Und der Pharao erzählte Josef seine Träume.

„Ich kann keine Träume deuten, aber Gott kann es!“ meinte Josef. „Merk dir gut: beide Träume bedeuten dasselbe. Die sieben dicken Kühe und die sieben prallen Ähren bedeuten sieben Jahre im Überfluss. Sieben reiche Ernten. Die sieben mageren Kühe und dürren Ähren bedeuten sieben schlechte Jahre. Sieben Jahre keine Ernte, es wird eine Hungersnot geben, die so groß ist, dass die Leute sich an die Jahre des Überflusses nicht mehr erinnern werden. Mein Rat an dich, Pharao, suche dir einen weisen Mann und setze ihn über ganz Ägypten ein. Lass Vorratshäuser bauen und ernenne Minister, die in den sieben guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Steuern eintreiben und in diesen Vorratshäusern sammeln. Dann hast du genug Vorrat für die sieben schlechten Jahre und dein Volk wird nicht verhungern!“

Der Pharao erhob sich. „Das ist ein guter Rat, Josef. Deswegen werde ich dich über ganz Ägypten einsetzen.“