Die Frau am Jakobsbrunnen
Johannes 4, 1-31 und 39-42
Die Frau am Jakobsbrunnen
(Johannes 4, 1-31 und 39-42)
Erzähler (E): Nachdem Jesus einige Zeit in Judäa verbracht hatte, wollte er nach Galiläa
zurückgehen. Dazu musste er durch Samarien. Viele Juden nahmen einen großen
Umweg in Kauf um nicht durch Samarien zu reisen, weil sie mit den Samaritern nichts zu
tun haben wollten. Nicht aber Jesus, so ist er nicht.
Gegen Mittag kam er zum Jakobsbrunnen, der auf dem Feld stand, das Jakob seinem
Sohn Josef gegeben hatte. Während seine Jünger in das Dorf gingen um Essen zu
kaufen, setzte sich Jesus an den Brunnen. Erschöpft lehnte er sich an die warme Mauer
des Brunnens und genoss es, die Beine auszustrecken und sich auszuruhen. Da sah er
eine Frau auf sich zukommen. Sie hatte einen Krug mit dabei um Wasser zu schöpfen.
Jesus (J): Bitte gib mir etwas zu trinken. Ich bin ein bisschen ausgetrocknet von der
langen Wanderung.
Frau (F): Das überrascht mich jetzt aber. Du bist ein Jude, ich bin eine Samariterin.
Warum bittest du mich, dir zu trinken zu geben? Wieso sprichst du überhaupt mit mir? Ihr
Juden wollt doch mit uns Samaritern nichts zu tun haben?
J: Wenn du wüsstest, was Gott dir alles schenken möchte und wer ich bin, der dich da um
etwas zu trinken fragt, dann würdest du mich bitten, dass ich dir zu trinken gebe und ich
würde dir lebendiges Wasser geben.
F: Guter Mann, du hast weder ein Seil, noch einen Kübel. Wie willst du mir da Wasser
geben? Noch dazu- wie sagtest du?- lebendiges Wasser? Unser Vater Jakob hat diesen
Brunnen hier gebaut. Bist du größer als er? Wie kannst du mir denn besseres Wasser
versprechen als er hatte? Er hat davon getrunken und seine Söhne und sein Vieh!
J: Das Wasser aus diesem Brunnen hier ist sicher sehr köstlich und erfrischend. Aber
trotzdem wirst du wieder Durst bekommen, wenn du davon getrunken hast. Das Wasser,
das ich dir geben kann, das wird zu einer Quelle in dir, die nie wieder aufhört zu sprudeln
und die bis ins ewige Leben fließt.
F: Das klingt echt super. Dann müsste ich ja nie wieder hierher zum Brunnen kommen und
Wasser schöpfen! Bitte gib mir dieses Wasser!
J: Geh heim und hole deinen Mann!
F: Ich habe keinen Mann.
J: Das stimmt, das hast du richtig gesagt, dass du keinen Mann hast. Fünf Ehemänner
hattest du und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, das ist nicht dein Mann.
E: Dazu müsst ihr wissen, zu der Zeit als Jesus auf der Erde war, da war es ganz wichtig,
dass man verheiratet war. Ein so Zusammenleben gehörte sich nicht. Eigentlich war es
sogar verboten. Das war auch der Grund, warum die Frau in der Mittagshitze Wasser
holte und nicht am Morgen, wie die anderen. Sie wollte niemanden treffen um nicht schief
angeschaut oder vielleicht sogar beschimpft zu werden.
Natürlich wunderte sich die Frau, dass Jesus all das über sie wusste. Er wusste es und
sprach trotzdem mit ihr und sah sie so freundlich an. Das machte sie mutig.F: Wenn du das alles über mich weißt, dann musst du ein Prophet sein. Dann erklär mir
doch bitte eins: Ihr Juden sagt, dass Jerusalem der einzige Ort ist, wo man Gott anbeten
kann. Wir Samariter glauben, dass dieser Berg hier der richtige Ort ist, um Gott
anzubeten. Schon unsere Vorfahren haben hier Gott angebetet.
Wer hat recht?
J: Es wird eine Zeit kommen, da wird es egal sein, wo ihr den Vater anbetet. Ob hier oder
in Jerusalem, der Ort wird keine Rolle mehr spielen! Das kannst du mir glauben. Weißt du,
ihr Samariter wisst wenig über den Vater, den ihr anbetet. Wir Juden wissen mehr, denn
die Erlösung kommt von den Juden.
Für Gott ist es viel wichtiger, wie ihr betet. Die Zeit wird kommen und ist auch schon da, da
werden die wahren Anbeter ihn im Geist und der Wahrheit anbeten, weil Gott Geist ist,
möchte er so angebetet werden. Das heißt, denkt ganz fest an ihn, seid ehrlich zu ihm,
vertraut ihm ganz, liebt ihn mit eurem Tun, Fühlen und Denken. Und dann redet einfach
mit ihm, egal, wo ihr seid.
F: Ich weiß, dass einmal der Messias kommen wird. Unser Retter und Erlöser, der, den
man auch den Christus nennt. Der wird uns das alles erklären!
J: Gerade spricht er mit dir! Ich bin es!
E: In diesem Moment kamen die Jünger zurück und wunderten sich sehr darüber, dass
Jesus so in ein Gespräch mit einer fremden Frau vertieft war. Aber keiner traute sich
Jesus zu fragen, worüber sie sprachen oder gesprochen hatten.
Die Frau aber war vor Staunen erst einmal sprachlos. Dann aber ließ sie ihren Krug beim
Brunnen stehen und lief zurück ins Dorf.
F: Schnell, kommt alle her! Ihr müsst raus zum Brunnen und euch das ansehen. Da ist ein
fremder Mann, der alles über mich weiß. Er hat mir mein ganzes Leben erzählt! Könnte
das der Christus sein?
E: Die Menschen aus dem Dorf waren neugierig auf diesen unglaublichen Mann und
ließen alles liegen und stehen und eilten zum Brunnen. Und viele glaubten an ihn, weil die
Frau ihnen erzählt hatte, dass Jesus alles über sie wusste. Und als die Dorfbewohner ihn
trafen, da baten sie ihn zu bleiben.
Dorfbewohner1 (D1): Du hast unserer Nachbarin so viel über sie erzählt. Was kannst du
mir erzählen?
D2: Ich möchte auch so viel wissen, über mich, über dich. Bitte bleib bei uns!
D3: Ja, bitte, bleib hier, mit deinen Freunden. Ihr könnt bei mir wohnen!
D4: Und bei mir. Für einen seid ihr zu viele. Aber du musst bleiben und uns noch mehr
erklären.
J: Ist ja gut. In Ordnung, ich bleibe hier. Dann lasst uns mal ins Dorf gehen, jetzt krieg ich
doch ein bisschen Hunger.
E: Und so blieb Jesus noch zwei ganze Tage und noch viele konnten ihn hören und mit
ihm reden. Und viele, die seine Botschaft hörten, glaubten an ihn. Als er dann wieder ging,
sagten die Dorfbewohner zu der Frau:D: Zuerst haben wir nur deshalb an ihn geglaubt, weil du uns so viel Wunderbares von ihm
erzählt hast. Aber jetzt haben wir ihn selbst gehört und wir wissen nun, dass er wirklich der
Retter der Welt ist!