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Der Fischzug des Petrus

Lukas 5, 1-11
„Lea, jetzt beeil dich doch ein bisschen!“, rief ihre große Schwester Miriam ungeduldig.
„Petrus wird gleich da sein und du bist nicht fertig!“ - „Ja, ja, ich komme ja schon!“ Lea kam
hinter dem Haus hervor. In ihrer Hand hielt sie eine große Decke. „Ich konnte sie nicht
finden, sie hing auf der Wäscheleine.“
Petrus hatte den Mädchen versprochen heute Abend mit ihnen am Teich zu picknicken.
Miriam hatte dazu einen Korb mit vielen Leckereien gepackt und Lea sollte sich um die
Decke kümmern. Der Korb stand schon zu Miriams Füßen, welche ungeduldig auf den
Boden tappten. Lea legte die Decke daneben und sah Miriam an. „Ist doch gut, ich bin ja
schon da!“, beruhigte sie.
Miriam wollte sich aber noch nicht beruhigen. „Das das so lange dauert mit der Decke.
Wenn ich nicht alles selber mache, dann funktioniert es nicht. Du weißt doch, dass Petrus
immer viel zu tun hat. Wenn er sich dann Zeit für uns nimmt, dann dürfen wir ihn doch
nicht warten lassen!“ - „Petrus ist doch noch gar nicht da“, erwiderte Lea. Sie hatte schon
bemerkt, dass Miriam nicht gut drauf war. Ihre Augen waren rot, so, als ob sie geweint
hätte. „Miriam, was ist denn heute passiert?“ fragte sie. Miriam seufzte tief. „Es tut mir leid,
Lea. Du kannst ja gar nichts dafür. Ich hab doch unserer Nachbarin versprochen, ihr bei
der Hausarbeit zu helfen, weil sie es mit ihrem kranken Arm nicht so schafft. Also
eigentlich waren wir zu zweit, ihr Sohn hatte angeboten auch zu helfen. Er hat aber seinen
Teil der Arbeit nicht getan und deswegen wurde die Milch sauer, bevor wir sie
weiterverarbeiten konnten. Ich habe ihm vertraut, dass er das macht. Und jetzt habe ich
dafür geschimpft bekommen.“ Miriam kamen beim Erzählen wieder die Tränen. „Oh, wie
gemein“, sagte Lea.
„Was ist gemein?“, Petrus kam ums Eck und lächelte die Mädchen an. „Oh, ich sehe
Tränen“, meinte er bestürzt. „Kommt, ich trag den Korb. Und auf dem Weg zum Teich
erzählt ihr mir, was gemein ist.“
Miriam berichtete ihm beim Gehen ausführlich, was ihr passiert war. „Ja“, sagte Petrus.
„Das ist wirklich gemein. Du hast ihm vertraut und wurdest enttäuscht. Ich finds aber auch
gemein, dass du dann so geschimpft bekommst dafür!“ - „Meine Nachbarin meinte, ich
hätte die Hauptverantwortung gehabt und hätte kontrollieren müssen, ob die Arbeit auch
getan wird“, seufzte Miriam. „Aha“, meinte Petrus. „Das seh ich anders. Er hat angeboten,
diese Arbeit zu tun und dann solltest du ihm da schon vertrauen können.“ - „Ich weiß nicht,
ob vertrauen so toll ist“, murmelte Miriam vor sich hin. „Ich weiß“, erwiderte Petrus. „Wer
Menschen vertraut, der kann enttäuscht werden. Aber wie sähe denn eine Welt ohne
Vertrauen aus?“ - „Schrecklich“, warf Lea ein. Miriam starrte stumm vor sich hin.
Mittlerweile waren sie am Teich angekommen, breiteten die Decke aus und setzten sich
darauf. Petrus sah in den Korb und meinte: „Da habt ihr aber gute Sachen eingepackt!“
Eine Weile saßen sie schweigend zusammen und aßen. Dann fragte Lea: „Petrus,
erzählst du uns, wie das dazu gekommen ist, dass du mit Jesus unterwegs warst? Du hast
gesagt, das erzählst du uns mal.“ Petrus sah auf den Teich, auf dem sich leichte Wellen
kräuselten. Die Abendsonne glitzerte darin, es sah sehr schön aus. „Ja“, antwortete er
lächelnd. „Das passt auch ganz gut zu der Sache mit dem Vertrauen. - Wisst ihr, was mein
Beruf war, bevor ich mit Jesus unterwegs war?“ - „Papa hat gesagt, du warst Fischer!“, rief
Lea. „Und du hast auch noch nicht Petrus geheißen, den Namen hat dir Jesus später
gegeben!“
„Das stimmt“, Petrus lächelte. „Und wie ihr wisst, arbeiten Fischer nachts. Da kann man
die Fische am besten fangen. Das war also mein Leben. Jede Nacht fuhren wir mit den
Booten hinaus auf den See und fingen Fische. Diese verkauften wir dann am Morgen, So
haben wir unser Geld verdient.
Aber es kam manchmal vor, dass wir kein Glück hatten und nichts fingen und das war
auch so ein Tag. Die ganze Nacht waren wir auf dem See und schufteten. Es war warm,
der Mond spiegelte sich auf dem ruhigen See und es war komplett still. Eine schöne
ruhige Nacht eben.
Aber die Netze waren leer am Morgen. Wir hatten nichts gefangen. Müde und enttäuscht
zogen wir sie in die Boote und ruderten zum Ufer. Am Ufer waren schon viele Leute für
diese Tageszeit. Wir waren aber zu müde, um uns darüber zu wundern. Wir sprangen aus
unseren Booten, zogen die Netze an Land und wuschen sie. Das muss leider auch getan
werden, wenn nichts gefangen wurde. Nur Arbeit und kein Lohn dafür. Das ist schon
mühsam und macht auch nicht gerade gute Laune, um ehrlich zu sein. Und gerade an so
einem Tag, waren dann so viele Menschen da. Wo ich doch eigentlich lieber meine Ruhe
haben wollte, um in Ruhe grantig sein zu können. „Hallo Simon, darf ich mir dein Boot
leihen?“, diese Frage riss mich aus meinen trüben Gedanken. Ich blickte auf und sah
Jesus vor mir stehen. Er lächelte entschuldigend. „Siehst du, es sind so Viele da. Ich kann
die Menge nicht mehr überblicken. Wenn ich so zu ihnen spreche, dann können mich nicht
alle hören. Aber wenn du mich ein kleines Stückchen raus auf den See fährst. Dann
können mich alle sehen und hören. Das wäre sehr lieb von dir!“
Ich war gerade fertig geworden mit der Arbeit und war richtig müde. Aber ich sah die vielen
erwartungsvollen Mensch und dachte mir: „Was solls.“ Ich warf die Netze zurück ins Boot
und winkte Jesus, damit er einstieg. Wir ruderten ein Stück hinaus. Da fing er an zu reden.
Es war erstaunlich. Eine riesige Menge an Leuten stand am Ufer und hörte ihm zu. Ich
hörte auch zu. Irgendwann war er fertig und sagte zu mir: „Komm Simon, jetzt fahr hinaus
und wirf deine Netze aus!“ - „Was?“, dachte ich mir. „Jetzt, mitten am Tag? Na, Jesus hat
aber auch nicht viel Ahnung vom Fischen.“ Da sah er mir in die Augen und ich erkannte,
dass er sehr wohl Bescheid wusste. Und trotzdem wollte er dass ich die Netze auswarf.
Hm… Ich konnte nicht anders, ich musste sagen: „Wir waren die ganze Nacht draußen,
Meister. Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Nichts! Nicht einmal
einen mickrigen, kleinen Fisch!“ Jesus sah mich ruhig an. Ohne es auszusprechen,
forderte er mich auf ihm zu vertrauen.“ - „Hast du ihm vertraut?“, warf Miriam unruhig ein.
„Obwohl du es besser wusstest?“
Petrus lächelte. „Ich sagte zu ihm: „Auch, wenn es Unsinn sein mag, auf dein Wort hin,
Jesus, fahre ich hinaus und werfe die Netze aus.“
Und was soll ich sagen? Wir warfen die Netze und zack, waren sie voller Fische. Wir
hatten echt zu tun, dass die Netze nicht rissen. Wir riefen den anderen, die mit ihrem Boot
an Land geblieben waren zu, dass sie rauskommen und uns helfen sollen. Hey, es waren
so viele Fische! Wir haben sie auf beide Boote verteilt und die sind fast gesunken unter
dem Gewicht der Fische.“ Petrus lachte bei der Erinnerung daran. „Es war unglaublich.
Und plötzlich durchfuhr es mich heiß und kalt. Wer war dieser Jesus? Wie ging das? Mit
einem Mal dachte ich, ich bin es nicht wert direkt neben ihm zu stehen. Ich fiel vor ihm
nieder und rief: „Geh weg von mir! Ich bin nicht so wie du! Ich mache Fehler!“ Jesus
lächelte mich liebevoll an: „Hab keine Angst und mach dir keine Sorgen! Ich habe eine
Aufgabe für dich: Du sollst nicht mehr Fische fangen. Du sollst Menschen fischen!““ - „Was
heißt denn das? Menschen fischen?“, fragte Lea. „Das bedeutet, dass ich anderen
Menschen von Jesus erzähle und ihnen sage, dass er ihr Freund sein will“, antwortete
Petrus „Und das tu ich auch. Immer noch. Ich hab damals alles liegen und stehen lassen
und bin mit ihm mitgegangen.“ - „Einfach so?“; fragte Miriam. „Naja, einfach, ich wusste,
dass das das Richtige war.“
„Hmm“, meinte Miriam. „Du hast ihm vertraut.“ - „Ja, Miriam, das habe ich.“ Miriam schaute
nachdenklich zu Boden. Petrus sagte: „Weißt du, es gibt keine Garantie, dass du nie mehr
enttäuscht wirst. Das kann ich dir auch nicht versprechen. Ich weiß nur, dass ich Jesus
vertraue, Egal, was passiert. Und ich finde, es lohnt sich.“
Schweigend saßen die drei noch eine Weile beisammen und hingen ihren Gedanken
nach.