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Der barmherzige Samariter

(Lukas 10, 25-37)
Wieder einmal war Jesus mit Menschen zusammen. Das war er gern. Und ich stelle mir
das auch sehr schön vor und ich lade euch ein euch das auch mal vorzustellen: Vielleicht
steht gerade die Sonne am strahlend blauen Himmel, ein leichter Wind raschelt im Laub
des Baumes unter dem sie gerade sitzen. Im Schatten dieses Baumes ist es angenehm
warm und ganz schwach kann man den Duft von frisch gebackenem Brot wahrnehmen.
Mhm, da ist wohl gerade wer fleißig am Backen.
Und da sitzt Jesus und redet mit den Menschen.
Unter ihnen waren auch Leute, die es sehr genau mit den Geboten nahmen, die Gott uns
gegeben hatte. Sie waren ihnen so wichtig, dass sie noch extra Zusatzgesetze erfunden
hatten um die Gebote einzuhalten. Ihnen gefiel es nicht, dass Jesus oft eine sehr
fantasievolle Art und Weise benutzte um den Menschen von Gott und seiner Liebe zu
erzählen.
Einer dieser Leute dachte sich: „Ich stell ihm jetzt eine schwere Frage. Vielleicht sagt er
irgendetwas, dass nicht mit den Geboten übereinstimmt. Dann haben wir ihn in der Falle!“
Er stand auf und fragte: „Meister, sag mir, was ich tun soll, damit ich in den Himmel
komme?“
Jesus blickte ihn an. Ich denke mir, er wusste genau, was dieser Mann vor hatte. Er fragt
ihn ruhig: „Was steht denn im Gesetz, was du tun sollst? Was kannst du da lesen?“
Der Mann antwortet: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all
deinen Kräften und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst!“
„Siehst du“, meinte Jesus. „Dann ist doch klar, was du tun musst.“
„Ja, aber“, fragte der Mann etwas kleinlaut. „Wer ist denn mein Nächster?“
Jesus lächelte ihn an und sagte: „Komm setz dich wieder zu uns. Ich erzähle dir dazu eine
Geschichte.“ Die Menschen rund um ihn freuten sich. Jesus konnte tolle Geschichten
erzählen. Und während dem Zuhören konnten sie immer ganz viel lernen.
Jesus begann: „Ein Mann war unterwegs auf der Straße von Jerusalem nach Jericho. Ihr
wisst, diese Straße ist schon etwas gefährlich, aber der Mann war guter Dinge. Es war
strahlend schönes Wetter, wer denkt denn da an schlimme Sachen? Als er aber an ein
paar Felsen vorbeikam sprangen ein paar furchtbar aussehende Männer dahinter hervor.
Oh Nein, das waren Räuber! Er drehte sich um lief davon, so schnell er konnte. Aber er
hatte keine Chance. Sie waren schneller und auch viel stärker als er. Sie packten ihn und
nahmen ihm alles weg. Dann schlugen sie ihn auch noch und ließen ihn schwer verletzt
liegen. Der Mann war verzweifelt. Er konnte sich kaum bewegen. Wer würde ihm denn
nun helfen?
Lange lag er so da, mitten in der Sonne. Er bekam schrecklichen Durst und alles tat ihm
weh. Da hörte er in der Ferne leise Schritte. Da kam wer! Da kam Hilfe!
Tatsächlich kam ein Priester die Straße entlang. Er hatte es schon ein bisschen eilig. Er
blickte die Straße hinab und sah in der Ferne etwas liegen. Was war das? Lag da ein
Mensch? Ja, ja das war ein Mensch. „Warum liegt der da?“ dachte sich der Priester. „Der
schaut sehr verletzt aus. Mei, was mache ich den jetzt? Ich habe so wenig Zeit. Dem zu
helfen wird viel Zeit kosten. Und außerdem werde ich dabei sicher schmutzig. Was mach
ich nur? Was mach ich nur? Ah, ich habs. Ich tu so, als würde ich ihn nicht sehen.“
Der verletzte Mann hörte, wie die Schritte näher kamen, aber in einiger Entfernung an ihm
vorbei gingen und wieder leiser wurden und verschwanden. Traurig blieb er zurück. Wer
würde ihm jetzt helfen?
Nach einiger Zeit hörte er wieder Schritte. Kam jetzt Hilfe für ihn?
Wieder ging ein Mann auf der Straße. Diesmal ein Levit, also auch einer, der im Tempel
arbeitet. Auch er hatte noch viel vor. Er sah den verletzten Mann vor sich auf der Straße
liegen. „Oh, nein“, dachte er sich. „Ich bin schon spät dran. Wenn ich dem jetzt helfe, dann
kann ich das vergessen, was ich heute noch zu tun habe. Was soll ich tun? Was mach ich
nur? Ah, ich weiß es: Ich tu so, als hätte ich ihn nicht gesehen.“
Der verletzte Mann lauschte: Die Schritte kamen näher, aber dann wurden auch sie wieder
leiser und es war wieder ganz still. Jetzt war der Mann schon sehr verzweifelt. Seine
Schmerzen und auch sein Durst waren schon unerträglich. Er begann leise zu weinen und
schlief vor Erschöpfung ein.
So hörte er die nächsten Schritte nicht, die auf ihn zukamen. Diese Schritte hielten kurz
inne und dann kamen sie in schnellem „trapp trapp“ auf ihn zugelaufen. Er spürte, dass ihn
jemand berührte und schlug die Augen auf. Ein Mann beugte sich über ihn und flüsterte:
„Sch, ruhig. Mach dir keine Sorgen! Ich helfe dir!“ Dann drehte er sich zu seinem Esel um
und rumorte in seinen Taschen. Der verletzte Mann beobachtete ihn und erkannte, dass
das kein Jude war, wie er. Es war ein Samariter. Samariter und Juden verstehen sich nicht
so gut und gehen sich eigentlich aus dem Weg wie ihr sicher, alle wisst.“ Jesus blickte in
die Runde seiner Zuhörer und fuhr dann fort: „Und da kam dieser Samariter auch schon
zurück. „Ich wasche dir deine Wunden, das wir vermutlich weh tun!“ Ja, das tat es. Der
Verletzte biss die Zähne zusammen, aber er war froh. Jetzt war jemand da und half ihm!
Nachdem ihm der Samariter die Wunden ausgewaschen hatte, verband er sie so gut es
ging. Er gab dem Verletzten ein paar Schlucke zu trinken. Dann stand er auf und sagte:
„Jetzt müssen wir schauen, dass wir dich auf meinen Esel bringen.“ Das war nicht einfach.
Der Verletzte stöhnte vor Schmerz und der Samariter ächzte, weil das ganz schön
anstrengend war. Aber schließlich saß der Verletzte auf dem Esel und der Samariter führte
den Esel ganz vorsichtig die Straße entlang. Es war zwar nicht so angenehm, aber der
Verletzte fühlte sich trotzdem schon besser.
Nach einiger Zeit kamen sie zu einem Gasthaus. Dort half ihm der Samariter vom Esel,
brachte ihn in ein Zimmer und versorgte seine Wunden noch einmal. Er holte ihm auch
etwas zu Trinken und zu Essen. Danach schlief der Verletzte ein- tief und fest, einen guten
Schlaf, der Heilung versprach.
Am nächsten Tag gab der Samariter dem Wirt des Gasthauses Geld und sagte: „Bitte
pflege du ihn weiter bis er gesund ist. Ich muss jetzt wieder los. Hm- und wenn es mehr
kostet, dann bezahle ich es, wenn ich wieder komme!“ Der Wirt nickte. „Das ist in
Ordnung.“ - „Vielen Dank! Er schläft noch und ich will ihn nicht wecken. Bitte grüße ihn du
von mir!““
Jesus schaute seine Zuhörer an. Alle hatten ihm schweigend zugehört. Einige sahen ein
wenig verwundert aus. Jesus sah den Mann an, der ihm vorher die Frage gestellt hatte
und fragte ihn: „Sag mir, wer war denn jetzt der Nächste für den Verletzten?“ Der Mann
antwortet ihm: „ Hmm, wohl der, der ihm geholfen hat!“ - „Genau“, erwiderte Jesus
lächelnd. „Dann mach du es genauso!“