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Das verlorene Schaf.

Das verlorene Schaf

(Lukas 15, 4-7)

 

Hallo!

Mein Name ist Molly und ich bin ein kleines Schaf. Ich möchte euch heute etwas erzählen. Zusammen mit 99 anderen Schafen und meinem Hirten ziehe ich durch die Gegend und führe eigentlich ein wunderschönes Leben in Sicherheit. Mein Hirte passt gut auf uns auf und schon meine Mama sagte mir immer: „Bleib nur ja bei der Herde, da beschützt dich unser Hirte und da kann dir nichts passieren!“

Ich habe mich auch immer sehr beschützt gefühlt. Am liebsten springe ich im Sonnenschein über die Wiesen und freue mich über das Gras, die Blumen und die Schmetterlinge. Vor allem über die Schmetterlinge. Einmal hab ich einen so schönen gesehen, ich musste ihm einfach nachlaufen. Der hatte so schöne Farben! „Lauf nicht zu weit weg!“, rief mir meine Mama noch nach. „Nein, nein, ich pass schon auf!“, schrie ich zurück, aber ohne dabei den Schmetterling aus den Augen zu lassen. Ich habe sogar mitbekommen, dass die Geräusche unserer Herde immer leiser wurden. Aber das machte nichts, nur der Schmetterling zählte. Er flatterte weiter und weiter und ich lief ihm nach. Der Boden unter meinen Füßen wurde steinig und führte bergauf. Egal, der Schmetterling war doch so schön. Und dann war er plötzlich verschwunden! Ich blickte mich um. Wo war ich bloß? Vorher waren da noch keine Felsen. Und überhaupt, wo war die Herde? Ganz kurz bekam ich Angst, aber dann dachte ich mir, ich werde schon wieder zurückfinden. So trabte ich mutig drauflos.

 

Aber komisch, an diese dichte Dornenhecke kann ich mich aber nicht erinnern, gut, dass ich drunter durch passe. Und wo kommen nur diese ganzen losen Steine her? Hilfe, ich fange ja an zu rutschen.

Immer schneller und schneller schlittere ich den Hang hinab und falle Kopf voran – plumps - in einen Fluss. Instinktiv weiß ich, wie ich schwimmen muss. Zwar reißt mich die Strömung ein Stück mit und ich schlucke viel Wasser, aber ich kann mich ans andere Ufer retten.

 

Da lag ich nun, viel zu erschöpft, um noch irgendwas zu tun. Die Sonne ging unter und es wurde richtig dunkel. In der Ferne konnte ich Wölfe heulen hören. Jetzt hatte ich große Angst! Würde ich je wieder zur Herde finden? Würden mich die Wölfe vorher fressen? Ich fing an zu zittern und weinte bitterlich.

Ich musste wohl trotz allem kurz eingeschlafen sein, denn plötzlich hörte ich eine Stimme: „Molly, da bist du ja!“ Ich kannte diese Stimme, die gehörte zu meinem Hirten! Ich schlug die Augen auf und da stand er! Er war ganz zerkratzt und an manchen Stellen blutete er. Auch war er ganz nass. War er etwa durch die Dornenhecke gekrabbelt und über den Fluss geschwommen, um mich zu retten? Und das in dieser dunklen Nacht?

Behutsam hob er mich hoch und legte mich auf seine Schultern. Und dann trug er mich den ganzen Weg nach Hause. Es wurde schon hell als wir heimkamen und ich konnte die anderen 99 Schafe sehen, wie sie dastanden und warteten. Und da durchfuhr mich das Wissen: Er hatte nicht nur sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu finden, er hatte auch die anderen Schafe allein gelassen! Ich schämte mich sehr. Mein Hirte setzte mich vorsichtig ab und strich mir liebevoll über den Kopf. Die anderen Schafe umringten uns und meine Mama begrüßte mich mit Tränen in den Augen. Sie schimpfte nicht einmal! Sie sagte nur: „Ich bin so froh, dass du gesund bist, dass du wieder da bist!“

Mein Hirte klatschte in die Hände und rief: „So, ich lade jetzt alle meine Nachbarn und Freunde ein und dann feiern wir ein großes Fest!“ Und das taten wir auch und ich kann euch versichern: Ich werde nie wieder weglaufen!

 

Genauso wie sich der Hirte über dieses eine wiedergefundene Schaf freute, so freut sich Gott über jeden, der zu ihm zurückkehrt!