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Die Schrift an der Wand

Daniel 5

Nach vielen Jahren wurde Nebukadnezars Enkel Belsazar König. Einmal feierte dieser
ein großes Fest mit den tausend wichtigsten Männern seines Landes. Es gab viel zu
Essen, gute Musik und sie tranken alle sehr viel Wein. So viel, dass sie davon
betrunken wurden und in dieser ausgelassenen Stimmung meinte einer: „Sag mal König,
ist das denn dein bestes Geschirr, aus dem wir da trinken?“ - „Ich denke schon“,
meinte der König. „Also ich weiß nicht, es ist zwar schön, aber außergewöhnlich ist es
nicht!“ - „Du willst etwas Außergewöhnliches?“ Der König stand nachdenklich auf. „Ich
hab da etwas für dich! Diener, holt die goldenen und silbernen Becher, die mein
Großvater aus dem Tempel von Jerusalem mitgebracht hat!“ Schnell wurden ihm die
Becher gebracht und er ließ Wein eingießen. Mit einem Grinsen reichte er einen
Becher seinem Freund und sagte: „Na, ist das außergewöhnlich genug für dich?“
So feierten sie weiter, tranken aus den goldenen und silbernen Bechern aus dem
Hause Gottes und rühmten dabei ihre eigenen Götter.
Plötzlich schrie der König auf: „Leute! Seht! Was passiert da? Bin ich so betrunken
oder seht ihr das auch?“ Alle folgten mit dem Blick seiner ausgestreckten Hand. An
der gegenüberliegenden Wand waren große Finger erschienen, wie eine große Hand
sah das aus und diese Hand schrieb etwas auf die Wand: Mene mene tekel u-parsin
Der König wurde ganz blass, vor Schreck fing er an zu zittern und seine Knie gaben
nach. „Los schnell!“, rief er, „holt mir alle Wahrsager, Sterndeuter und Zauberer! Sie
müssen mir sagen, was das zu bedeuten hat!“
Vor den versammelten Weisen sagte der König: „Wer mir das deuten kann, der wird
von mir reich belohnt. Er soll Gewänder aus Purpur bekommen und eine goldene Kette
um den Hals tragen. Zum dritthöchsten Herrscher meines Reiches will ich ihn
machen!“
Aber niemand konnte ihm die Bedeutung der Schrift erklären. Da bekam der König
noch mehr Angst und auch seine führenden Männer waren besorgt und wussten nicht
weiter.
Davon hörte die Mutter des Königs und sie kam zu ihm und meinte: „Lang lebe der
König! Du brauchst nicht blass zu werden vor Angst! Ich kenne da einen, der dir
helfen kann. In ihm wohnt der Geist der Götter. Vor vielen Jahren deutete er König
Nebukadnezars Träume, was sonst niemand konnte. Er hat so viel Verstand,
Erkenntnis und Weisheit, dass ihn Nebukadnezar zum Obersten aller Weisen gesetzt
hat. Lass ihn schnell holen! Er heißt Daniel.“
Daniel war mittlerweile auch schon alt geworden, aber er kam sofort zum König.
Belsazar sah ihn an und sagte: „Du bist also Daniel, der für König Nebukadnezar so
viel getan hat. Wenn du mir die Schrift an der Wand deuten kannst, dann möchte ich
dir die purpurnen Gewänder und die goldene Kette schenken. Und du sollst der
dritthöchste Herrscher in meinem Reich werden!“
„Behalte deine Geschenke, Belsazar“, antwortete Daniel, „ich werde dir die Bedeutung

auch so sagen. Du, o König solltest eigentlich wissen: der höchste Gott hat
Nebukadnezar alles gegeben: Macht, Ehre, Reichtum, ein großes Reich mit vielen
Völkern, die ihn alle fürchteten. Dann aber wurde der König hochmütig und Gott stieß
ihn vom Thron. Wie ein wildes Tier musste er leben, bis er einsah, dass Gott die
Herrschaft über alle Reiche ausübt.
Du wusstest das alles, aber trotzdem warst du hochmütig und hast Gott nicht die
Ehre gegeben. Nein, du feierst und entweihst dabei die Becher aus dem Tempel!
Deswegen hat Gott diese Hand geschickt und diese Schrift geschrieben. Was heißt
das jetzt: Mene mene tekel u-parsin?
Mene heißt „gezählt“ - Gott hat die Tage deiner Herrschaft gezählt und wird sie
beenden.
Tekel heißt „gewogen“ - du wurdest auf der Waage gewogen und für zu leicht
befunden.
Parsin heißt „geteilt“ - dein Reich wird unter den Medern und Persern aufgeteilt
werden.
Einfach gesagt: Gott wird dir alles wegnehmen!“
Obwohl Daniel es ja eigentlich nicht wollte bekam er die Geschenke trotzdem,
Belasazar aber starb noch in derselben Nacht, der Nacht, in der die Meder und
Perser Babylon eroberten.