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Die Weisen aus dem Morgenland.

Die Weisen aus dem Morgenland

(Matth 2, 1-15; 19-23)

 

„Hey, schnell, komm her und sieh dir das an!“ rief einer der königlichen Sterndeuter seinem Kollegen zu. „Was ist denn?“ - „Siehst du diesen Stern da am Himmel? Könnte das das Zeichen sein, auf das wir schon so lange warten?“ - „Lass mal sehen! Ja, das ist ja unglaublich!“ - „Also siehst du das auch so? Dieser Stern sagt die Geburt eines Königs in Israel voraus!“ - „Das muss der König sein, auf den wir schon richtig lange warten!“ - „Ja, das müssen wir sofort allen sagen!“

Eilig verließen die zwei Sterndeuter die Sternwarte.

 

Und einige Zeit später machten sich ein paar Sterndeuter auf den Weg nach Jerusalem. Sie wollten herausfinden, ob sie mit ihrer Vermutung recht hatten. Und ein neuer König würde doch wohl in Jerusalem zu finden sein!

Die Reise dauerte lange, doch endlich kamen sie in Jerusalem an und sofort begannen sie überall herumzufragen: „Wo können wir den neugeborenen König der Juden finden? Ein Stern hat uns seine Geburt verraten und wir wollen ihn anbeten!“ Sie waren verwundert, dass sie mit dieser Frage anscheinend alle Leute in Erstaunen und Unruhe versetzten. Warum wusste niemand Bescheid? Die mussten das doch wissen? Oder doch nicht?

Auch König Herodes versetzten diese Sterndeuter mit ihrer Frage nach dem neuen König der Juden in Aufregung. ER war doch der König! Deswegen ließ er alle Priester und Schriftgelehrten zu sich holen und fragte sie: „Wisst ihr wo der Christus zu Welt kommt? Was sagen die Propheten dazu?“ - „Das ist eine leichte Frage. In Bethlehem, so steht es in den Schriften: O Bethlehem in Judäa. Du bist kein unbedeutendes Dorf, denn ein Herrscher wird aus dir kommen, der wie ein Hirte mein Volk Israel führen wird!“

Herodes gefiel das alles nicht. Was, wenn diese Sterndeuter recht hatten? Er wollte keinen König, der ihm seine Macht streitig machte. Den galt es wieder loszuwerden. Aber wie? Vielleicht konnten ihm ja diese Sterndeuter helfen? Aber natürlich durften sie nicht erfahren, dass er den neuen König nicht haben wollte!

Heimlich schickte er den Sterndeutern eine Einladung zu sich in den Palast. Diese nahmen die Einladung dankend an. Würden sie jetzt endlich den neugeborenen König sehen? Auch wenn es komisch war, dass niemand in der Stadt etwas von diesem König wusste.

Neugierig betraten sie den Palast und wurden zu König Herodes geführt. „Herzlich Willkommen!“, begrüßte dieser sie. „Nehmt doch Platz! Und kostet diese herrlichen Datteln!“ - „Vielen Dank“, erwiderte einer der Sterndeuter. „Ist denn der neugeborene König hier im Palast?“ Herodes schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich weiß, wo er ist. Aber leider nicht genau.“ Er hob bedauernd die Hände. „Würden Sie uns denn sagen, wo wir ihn suchen sollen? Wir werden ihn sicher finden!“ Erwartungsvoll sahen die Sterndeuter ihn an. „Ja, aber nur unter einer Bedingung: Wenn ihr ihn gefunden habt, dann müsst ihr mir das unbedingt sagen, weil“, Herodes lächelte zuckersüß, „ich möchte das Kind auch besuchen und es anbeten! Es ist doch schon ein großer Segen, wenn Gott uns jetzt einen neuen König schickt.“ Die Sterndeuter nickten freudig. „Das ist überhaupt kein Problem.“ - „Sehr gut. Soweit ich das weiß wurde er in Bethlehem geboren. Und jetzt, esst und trinkt noch etwas!“

Als Herodes die Sterndeuter verabschiedete, erinnerte er sie: „Vergesst mich nicht, wenn ihr das Kind gefunden habt.“ Die Sterndeuter versprachen ihm, ihn ganz sicher zu verständigen, wenn sie das Kind gefunden hätten.

 

Und so machten sie sich auf nach Bethlehem. „Seht mal! Der Stern ist auch noch da!“ bemerkte einer. „Ja, und er steht genau über Bethlehem. Die ganze Zeit hatten wir diesen Hinweis direkt vor Augen und waren zu blöd ihn zu verstehen.“ - „Gut, dass uns dieser Herodes helfen konnte.“ - „Ja schon, aber richtig sympathisch ist er mir nicht!“ - „Egal, kommt! Jetzt sind wir bald da! Ach, was bin ich aufgeregt!“

Der Stern führte sie zu einem Haus in Bethlehem. Über diesem blieb er stehen und strahlte. Voller Freude klopften die Sterndeuter an der Tür. Eine Frau öffnete die Tür und sah sie erstaunt an. „Entschuldigen Sie die Störung. Wir sind Sterndeuter von weit her und sind einem Stern bis hierher gefolgt. Wohnt hier der neugeborene König der Juden?“ Die Frau sah sie weiter mit großen Augen an. Dann schüttelte sie sich und bat: „Kommt doch herein!“ Ehrfürchtig betraten sie das Haus. Ein Mann kam von der Werkstatt nebenan und fragte: „Was ist los Maria?“ - „Wir haben Besuch, Josef. Oder eigentlich, Jesus hat Besuch!“ Josef trat herzu und begrüßte die Sterndeuter. Er war nicht weniger erstaunt als Maria. Diese führte ihren Besuch zu einem kleinen Kind, das so aussah, als wäre es gerade vom Mittagsschlaf erwacht. Die Sterndeuter fielen vor ihm auf die Knie und beteten es an.

Als sie wieder aufstanden, packten sie ein paar Kisten aus. „Wir haben Geschenke mit für das Kind“, sagten sie. Sie gaben Maria Gold, Weihrauch und Myrrhe. „Mich überrascht gar nichts mehr“, meinte Josef. „Aber bitte, habt ihr Hunger? Wollt ihr mit uns essen?“ - „Ja, gern.“

Die Sterndeuter blieben ein paar Tage und dann wurde es wieder Zeit für die Heimreise. „Ich habe heute geträumt, dass wir auf keinen Fall zu Herodes zurückgehen sollen!“, sagte einer der Sterndeuter zu den anderen. „Ja, das habe ich auch geträumt“, bekam er als Antwort. So verabschiedeten sie sich von Jesus, Maria und Josef und kehrten auf einem anderen Weg heim.

 

Als Herodes herausfand, dass die Sterndeuter nicht mehr zu ihm gekommen waren, da wurde er furchtbar zornig. Man konnte ihn durch den ganzen Palast toben hören: „Ich werde dieses Kind finden. Ich kriege es auch ohne eure Hilfe, verlasst euch darauf!“

 

Als die Sterndeuter die kleine Familie verlassen hatten, da hatte auch Josef einen Traum. Ein Engel erschien ihm und sprach: „Josef, nimm das Kind und seine Mutter und flieh mit ihnen nach Ägypten! Herodes will Jesus umbringen. Ich werde dir sagen, wann ihr wieder zurückkommen könnt!“

Josef fuhr erschrocken hoch und rüttelte Maria an der Schulter. „Wach auf, Maria!“ - „Josef, was ist?“ - „Ein Engel hat mich im Traum gerade gewarnt. Wir müssen weg, ich erzähl dir alles unterwegs.“ Rasch packten sie ihre Sachen und flohen noch in derselben Nacht aus Bethlehem.

Sie gingen nach Ägypten, wie es der Engel Josef gesagt hatte und sie blieben dort bis der Engel Josef wieder erschien und ihm sagte, dass Herodes gestorben war. Da Josef sich aber vor Herodes´Sohn fürchtete, schickte der Engel sie nicht mehr nach Bethlehem sondern zurück nach Nazareth in Galiläa.